10 Kommentare
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Avatar von Klaus Scholz

Liebe Frau Gebert,

wie immer stilistisch hervorragend beschreiben Sie im Rückgriff auf Klemperer die LTI der Erwachten. Das Totalitäre dieses Orwell‘schen Neusprechs setzt auf Umerziehung durch die Penetranz der Wiederholung. Das Ziel sind nicht wir, sondern die neu Heranwachsenden.

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Avatar von L.P. Koch

Unser Denken ist stets historisch. Allerdings kann diese Historizität in einen kleinsten Zeithorizont kollabieren: das erleben wir gerade, und dann kann die fanatische Manipulation einfallen.

Erweitern wir den Zeithorizont aber, durch Nachdenken und Studium von Geschichte und älteren Werken und dadurch, dass wir frühere Zeithorizonte für uns ohne Scheu rekonstruieren und verstehen, breitet sich unser historisches Denken aus und wir stehen den kleingeistigen Manipulationsversuchen gegenüber wie die Kathedrale dem Brutalismus.

Eine hoffnungsvolle Note:

"Die Sprache kann sich in vollem Verfall befinden, und ein Dichter kann aus ihr hervortreten wie ein Löwe, der aus der Wüste kommt." (Ernst Jünger)

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Avatar von Klaus Scholz

Werter Herr Koch,

Ihrem ersten Satz möchte ich widersprechen, denn der manipulierte angsterfüllte konforme Mehrheits - Mensch von heute denkt nicht in historischen Dimensionen, sondern in denen seiner, sagen wir Denk- und Sprachgeber.

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Avatar von L.P. Koch

Richtig. Entsprechend meinte ich "historisch" im weitesten Sinne: Auch der Mehrheitsmensch denkt historisch - nur besteht für ihn die Geschichte sozusagen aus den letzten fünf Minuten.

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Avatar von InfoHog

Wobei die häufigen 180°-Kehrtwenden in den Verlautbarungsmedien in Rahmen von oft wenigen Jahren einem den Eindruck geben, dass auch nicht mehr ganz so Junge trotzdem immer nur die letzten 5 Minuten kennen, und der teils beißende Kontrast nicht auffällt.

Es scheint zusammenzugehen mit einer bloßen, groben Zurkenntnisnahme des gesagten, ohne es tiefer in sein Modell der Welt einzubauen, und bemüht zu sein, Inkonsistenzen aufzulösen. Es sind Leute, die keine Zeit haben oder sie sich nehmen, und ihr Leben so leben, wie man das eben so tut - und die anderen "machen das schon". Arbeitsteilung ist sinnvoll, jedoch das Abgeben, oder "outsourcen", wie man heute sagt, selbst der Verarbeitung von grundlegender Information, macht manipulierbar - und dass das nicht begriffen wird, auch in Kreisen von - solang dafür bezahlt wird ;) - sehr systematisch denkenden Menschen (ich bin im technischen Bereich "zu Hause"), wäre eine tiefe Enttäuschung für mich, wenn ich den Trend nicht schon wahrgenommen hätte, alsbald meine Rübe anfing, Dinge selbst zu ordnen zu versuchen.

Das Einzige, was mich in den letzten Jahren etwas überrascht hat, ist der Grad, mit dem Leute sich zu Fanatismus (inkl. Augen, die nach dem Exorzisten schrien) haben anstacheln lassen. Da wurden sie wütend, wenn man kategorisch unmögliche Behauptungen seitens "der da oben" leicht anzweifelte - obwohl man ja dabei noch außerordentlich höflich war - da kategorisch Unmögliches sich selbst widerlegt. Da kann ich nur vermuten, dass mancher tief im Innern schon eine Idee hat, dass etwas nicht stimmt - aber es kommt von oben, und jemand, der auf die offensichtlichen Unstimmigkeiten hinweist, ist "problematisch", stört das weiter friedliche Vorsichhinleben, im immer engeren Rahmen des Vorgegebenen.

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Avatar von L.P. Koch

Schöner Kommentar.

Ich denke, Teil der Erklärung ist wohl, dass viele Menschen ein ähnliches Verhältnis zum Staat und seinen Institutionen (inkl. Medien und Eliten generell) haben wie Kinder zu ihren Eltern: Wenn Kinder in der einen oder anderen Form von ihren Eltern böswillig geschädigt werden, sind sie außerstande dies zu sehen, sei es noch so offensichtlich für Außenstehende. Denn ohne Eltern sind sie nicht überlebensfähig, geistig und materiell. In ähnlicher Weise sind wir völlig auf uns selbst zurückgeworfen (so empfinden wohl viele), wenn sich herausstellt, dass Staat und Institutionen böswillig handeln und uns schaden. Denn das bedeutet ja im Zweifelsfall, dass wir für uns selbst sorgen, selbst entscheiden, uns selbst einen Reim auf unsere Existenz, unsere Geschichte, unsere Zukunft machen müssen. Das ist für viele psychologisch zu viel. Zumindest scheint mir das ein Aspekt dabei zu sein.

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Avatar von Lilly Gebert

Damit hast du schon einiges von einem meiner nächsten Texte vorweggenommen. So wahr.

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Avatar von InfoHog

Diese Eltern-Kind-Konstellation hat noch eine besonders schlimme Form: die einer ausbeuterischen, "missbräuchlichen" Beziehung.

Die Regierigen leiten die geleistete Arbeit der Menschen in andere Taschen um, oder/und verbrennen sie einfach, über verschiedenste Wege, mit komplizierten bürokratischen und verschleiernden sprachlichen Konstrukten, und setzen Mechanismen um, die die Abhängigkeit des Einzelnen weiter maximieren, und bei Unbehagen gibt es "gaslighting". In gängigem Lingo wäre das wohl die "Toxische Beziehung" im Bilderbuch - bekannt dafür, dass Leute Schwierigkeiten haben, herauszukommen.

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Avatar von L.P. Koch

Yep, Cluster B-Persönlichleitsstörungen sind nicht umsonst stark in Politik und Medien vertreten.

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Avatar von Klaus Scholz

In diesem Sinne stimme ich Ihnen zu.

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