«Also die Dinge sind tot. … Von jeher hatten sie von der Mühe gelebt, die man sich um sie machte. Schwer begreiflich: aber um Mühe gaben sie Leben. Man wollte sie mühelos, man wollte sie hergestellt haben. Das gelang auch. Aber um den Preis ihres Lebens. … Eines Tags … wird in den Zeitungen stehen: Wie jetzt erst bekannt wird, sind die Dinge verstorben. Wir werden darauf noch zurückkommen. Aber zur Zeit dieser Meldung werden nicht mehr Viele verstehen, was gemeint ist. Nur sehr alte Leute werden sich erinnern, in ihren jungen Tagen davon gehört oder gelesen zu haben: irgendwann einmal, vor Zeiten, lustige Vorstellung, sollten die Dinge, der Mond und der Bach und die Tanne, die Stadt und die Bucht und das Kornfeld gelebt haben.» — Erhart Kästner (nicht Erich)
Meine Traurigkeit darüber, was Menschen alles in der Lage sind, Teil ihrer materialistischen Morbidität werden zu lassen, begleitet mich schon mein Leben lang. Angefangen in der Schule, wo die Räume der Lebendigkeit von Jahr zu Jahr so eng wurden, dass ich nicht mehr hingehen wollte; den Tieren im Tierpark oder Zoo, die mich durch Zäune oder Scheiben mit der Schwere ihrer Augen derart durchdrangen, dass ich mich später dafür schämte, ihr Gefängnis als Freizeitaktivität konsumiert zu haben; bis hin zur heutigen Umweltschutzbewegung, dessen «Philosophie», diese Welt nicht mehr als einen Organismus aufzufassen, sondern als messbaren und in Zahlen und Statistiken ausdrückbaren Erdklumpen, mich in meinem Urvertrauen vollends unverstanden und alleine fühlen lässt.
Ich glaube daran, dass alles in dieser Welt einem natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen unterliegt. Nichts geht verloren, aber es hört auf, in der Form, in der wir es kannten und vielleicht auch lieben gelernt haben, fortzubestehen. So ist es mit den Jahreszeiten, mit jeder Pflanze und jedem Tier, und schlussendlich auch mit uns selbst. Wir werden geboren, wir existieren und irgendwann hören wir auf zu existieren. Diese Erkenntnis, dass das Leben in dem Sinne nicht «außer Kontrolle» geraten kann und wir es folglich auch nicht zu «regulieren» brauchen, kam mir zum Glück sehr früh. Und vielleicht war das auch der Grund, weswegen ich Anfang 2020 ruhig und gelassen bleiben konnte. Ich hatte schlichtweg keine Angst. Weder vor einer vermeintlich tödlichen Krankheit, noch vor dem Tod selber. Ihn, den Tod, hatte ich zumal bereits kennenlernen dürfen, als ich im Alter von 18 bis 21 gut täglich in einem Sterbehospiz gearbeitet habe.
Die Gefühle und Ängste, mit denen ich im Verlauf der vergangenen vier Jahre konfrontiert wurde, waren anderen Ursprungs. Ihr Objekt war nicht die körperliche Sterblichkeit des Menschen, sondern seine emotional-geistige. Wahrhaft fassungslos ließ es mich zurück, wie schnell Menschen dazu bereit waren, andere ins Messer laufen zu lassen, nur um ihr eigenes «Überleben» zu sichern. Wie schnell ein Großteil der Menschen dafür empfänglich war, in den von Medien und Politikern evozierten Hass gegenüber bestimmten Gruppen einzustimmen und sich ihre Kategorien der Verurteilung und Ausgrenzung überzustülpen. Bis heute komme ich nicht darüber hinweg, wie im Anbetracht von Angst, Panik und Propaganda das eigentlich Menschliche hinten über fällt. Und doch meine ich langsam zu verstehen, welchen Dynamiken der Mensch zu unterliegen droht, wenn er nie gelernt hat, die Dinge ihrem Wesen nach zu erkennen.
Des Teufels Kreise
In einigen meiner letzten Texte (lesen Sie hier, hier oder hier) bin ich darauf eingegangen, was es bedeutet, Luziferianischen, Ahrimanischen, Soratischen oder Asurischen Kräften anheimzufallen. Sei es die Ablenkung, der Materialismus, die Erdabspaltung oder die Ichlosigkeit: Wo das Teuflische Zugriff zum Menschen gewinnt, verliert dieser seine Anbindung zum Göttlichen und damit auch die Verbindung zu sich selbst. Und je mehr der Mensch sich selbst verliert, desto anfälliger wird er für des Teufels Versprechen: eben dass der Sinn dieser Welt darin bestünde, sie sich Untertan zu machen, alles Lebendige dadurch seiner Freude zu berauben, dass man es instrumentalisiere, seinen in sich bestehenden Lebenssinn verneine. Und je mehr der Mensch sich auf diesen Pakt einlässt, desto steiniger wird der Weg zurück zu seiner eigenen Seele. Ihre fortwährende Abspaltung von allem Lebendigen – dem in sich wie in der Welt – darin besteht der wahre «Teufelskreis».
Und genau da setzt meine Fragerei an: Wann und wie gewann das Teuflische Macht über den Menschen? Was war zuerst: die Abspaltung oder die Ichlosigkeit? Die Sinnlosigkeit oder der Materialismus? Kommen wir mit einem Ich zur Welt, und treten dieses bloß in dem Maße ab, wie wir merken, dass dieses in dieser Welt keinen Platz zu finden scheint? Oder verhindert die Abgespaltenheit dieser Welt in sich bereits die Ausbildung eines Ich? Und wenn ja: Erschafft dann der Materialismus die Ichlosigkeit oder die Ichlosigkeit den Materialismus? Sind wir determiniert oder determinieren wir uns selbst? Und warum gelingt es manchen Menschen dennoch, zu sich selbst zu finden, sich nicht verloren zu gehen? Warum scheinen manche Menschen wie gegen das Teuflische immunisiert? Warum machen die einen «mit» und die anderen nicht?
Die Gedanken, die ich diesbezüglich hatte, kreisen von Karma und Seelenherkunft hin zu Erziehung und psychischer Konstitution. Und ohne dass ich an dieser Stelle eine Anatomie des Mitläufertums oder der materialistischen Verstrickung auftun möchte, fühlt es sich für mich am «richtigsten» an, die Anfälligkeit mancher Menschen für «das Böse» auf einen Mangel an Liebe zurückzuführen. Und damit meine ich nicht nur die Liebe, die wir als Kind nicht von unseren Eltern bekommen haben. Mit ihr fängt es an. Aber schlussendlich geht es doch um die Liebe, die wir bereit sind, uns selber zu geben. Die Liebe, die wir uns selbst zugestehen. Von der wir glauben, dass wir sie verdienen. Eben, weil wir uns selbst für liebenswürdig halten. Ganz unabhängig von dem Bild, das uns unsere Eltern oder Partner von uns mit auf den Weg gegeben haben.
«Man hat nur Angst, wenn man mit sich selber nicht einig ist.» — Hermann Hesse
Ich persönlich glaube, dieses Unvermögen, zwischen dem, wie andere uns sehen und wie wir uns selbst betrachten, differenzieren zu können, ist eine Begleiterscheinung des Materialismus. Wir haben verlernt, in uns reinzufühlen; die Beziehung zu uns selbst primär als eine emotionale zu betrachten. Stattdessen adaptieren wir fortwährend Meinungen, Projektionen oder Ideen anderer über uns selbst und machen sie zu dem Bild, das wir selbst von uns haben. Während Liebe «immunisiert», macht ihre Abwesenheit uns anfällig für das, was uns gegen sie verhärten lässt. Ihr Ausbleiben ist das Einfallstor Ahrimans: Denn gleich Luzifer die Illusion erstrebt und die menschliche Seele von der Erde in «eine Welt der schönen Bilder» führen will, zwingt Ahriman den Menschen «tiefer ins Irdische», will ihn stärker mit der physischen Materie verbinden. Als Inspirator des einseitig gewordenen Materialismus und der Schöpfer des leeren, abstrakten Denkens setzt er beim Ätherleib und bei der Verstandesseele an und inspiriert zu abstrakten Gedankenkonstruktionen.
Ahriman, so schreibt der Anthroposoph Bernard Lievegoed in seinem Buch «Über die Rettung der Seele» «will ichlose Menschen, die keine innere Berührung mit den Dingen mehr haben und die wie automatenhaft handeln.» Nicht nur intendiere er «eine mechanisch funktionierende Gesellschaft», er wolle verhindern, «daß das Menschen-Ich ein vollbewußtes Verhältnis zu den neuen spirituellen Fähigkeiten erlangt». Der Versuch Ahrimans bestand für Lievegoed dementsprechend darin, die Seele nicht nur zu verfinstern, sondern zu vernichten, «so dass das menschliche Ich keine Erfahrungen mehr durch sie machen kann». Kurzum: Ahriman wolle «jeden Menschen bis zur völligen Kontaktlosigkeit vereinsamen»1. Nicht nur richtet er das Selbst auf das Materielle, er löst es komplett auf. So weit, bis die Menschen derart unmenschliche Dinge tun, dass diese für Außenstehende wiederum so bestialisch und vernichtend wirken, dass jeglichem Verstehen schlichtweg der Boden entzogen ist.
Ahriman will die Menschheit entmenschlichen, sie in sich entzweien, sie in ihrer Wut und Enttäuschung gegenüber dem jeweils anderen taub und blind werden lassen für das, was sie eigentlich verbindet. — Das zu verstehen und zu erkennen, dass darin das Ziel und der Zweck des Ganzen hier besteht, hat mir persönlich sehr geholfen.
Mitleid mit den Leidlosen
Das erste Wort, das mir beim Vergegenwärtigen dieser Dynamiken in den Sinn kam, war Mitleid. Ich verspürte ein großes Mitleiden mit all denjenigen, die sich gegenüber aus der Liebe gefallen waren und stattdessen in die Arme Ahrimans. Wo zuvor auch bei mir nichts weiter war als Enttäuschung, Ablehnung und insgeheim auch viel Wut, kam wie eine Art Verständnis empor. Kein sympathisches, aber ein empathisches. Es war kein Gutheißen, keine Akzeptanz dieser Dynamiken in dem Sinne, sondern ein in dem Maße, wie meine eigene Wut kleiner wurde, emporkommendes allgemeines Verstehen darüber, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Und dass sie als solche genauso Teil dieser Welt sind, und auch sein dürfen, wie wir.
Wir können die Dinge nicht «bekämpfen», indem wir sie verneinen und ihnen gegenüber in den Widerstand gehen. Das habe ich schon an so mancher Stelle geschrieben. Im Anbetracht der vergangenen vier Jahre glaube ich mittlerweile viel mehr, dass es nicht darum geht, «das Böse» dadurch aus der Welt zu schaffen, dass wir es beseitigen, sondern dadurch, dass wir es integrieren. Und das gilt im Großen wie im Kleinen. Die Psychologie Jungs über unseren «Schatten» endet schließlich auch nicht damit, dass wir diesen immer weiter verdrängen, bis er sich schlussendlich als vollends abgespaltener Teil unserer Seele zu einem Krebsgeschwür entwickelt. Nein. Auch bei Jung geht es darum, weich zu werden gegenüber den Anteilen in uns, die bislang keine Liebe erfahren haben.
Gleiches gilt für mich auch für das große Ganze, sprich in unserem Fall für «die Gesellschaft». Wir kommen nicht weiter, wenn wir Menschen verurteilen für das, was sie glauben oder tun. Wie bereits geschrieben: Es geht nicht darum, bestimmte Glaubenssätze oder Handlungsweisen gutzuheißen. Es geht darum, zu verstehen, woher sie kommen, um gemeinsam daran zu arbeiten, dass ihnen der Nährboden entzogen wird. Niemand hat das Recht, zu gehorchen. Keine Frage. Aber eine Gesellschaft, die Missgunst säht, wird Hass ernten. Gleichzeitig aber wird es demjenigen, dem bindungsloses Vertrauen entgegengebracht wurde, beim nächsten Mal auch leichter fallen, ebenfalls in dieses Vertrauen zu kommen.
Für mich ist vieles leichter geworden, seitdem ich aufgehört habe, mich in Pathologisierungen zu verstricken. Psychopathen hier, Narzissten dort, das Trauma in jedem von uns. Alles richtig, und doch so weit ab von dem, was uns schlussendlich zusammenführt. Wir sind alle ein Stück weit traumatisiert und tragen narzisstische Züge in uns. Genauso kann jeder Mensch, der einen Schlag auf den Kopf bekommt und dabei eine Verletzung im linken dorsolateralen präfrontalen Kortex oder im medialen Orbitofrontalkortex erleidet, zu einem Psychopathen werden. Das macht ihn aber nicht minder Mensch; nicht weniger wert, verstanden zu werden.
Weiß ich nun zwar auch noch nicht so recht, ob es «richtig» ist, mit Menschen dahingehend in ein Verständnis zu kommen, dass wiederum mein «Bild» von ihnen darin besteht, anzunehmen, dass sie nur deswegen so handeln, wie sie handeln, weil sie nicht ihrer selbst sind; weil sie in gewisser Weise «besetzt» sind von Kräften, die sie haben abkommen lassen von dem, was sie eigentlich in ihre Kraft hätte bringen können, kann ich nicht leugnen, dass das derzeit der Punkt ist, an dem ich stehe und über den ich nachdenke. Unter «Kräften» können wir schließlich vielerlei verstehen: jene teuflischen Ursprungs, oder jene, die insgeheim in jedem von uns schlummern und dort nur darauf warten, von uns «angeschaut» zu werden.
Ich glaube, wir kommen nicht drum herum, anzuerkennen, dass jeder Mensch zunächst einmal da steht, wo er steht. Und dass er als solcher vielleicht auch einfach nicht aus seiner Haut kann. Eben weil diese Haut keine Haut mehr ist, keine Membran, durch die das Leben ein- und ausfließen kann, sondern ein Panzer. Ein Panzer der Verdinglichung, der wahres Atmen hat unmöglich werden lassen. Es ist dieser Panzer, mit dem ich Mitleid habe. Oder, um genauer zu sein, das, was er zurückhält, das, was sich nicht traut, aus ihm hervorzubrechen.
Ich selber kenne dieses Gefühl so gut, meinen zu müssen, sich selbst vor der Welt verbarrikadieren zu müssen. In dieser Härte gegenüber ihr wie auch sich selbst ist man nicht mehr in der Lage, sein eigenes Handeln zu reflektieren. Zu existenziell ist das Bedürfnis, sich vor dem, was das eigene Fühlen hinterfragen und überfordern könnte, zu beschützen. Und dennoch läuft gerade dieser Schutzmodus seinem ursprünglichen Bedürfnis, sich selbst etwas «Gutes» tun zu wollen, zuwider. Wir werden blind für jede Wirklichkeit, die nicht unsere eigene ist. Und damit unempfänglich für Informationen, die dieses zwar ins Wanken brächten, gleichzeitig aber auch dafür Sorge tragen könnten, dass wir nichts und niemand anderem anheim fallen, als uns selbst.
Dieses Dilemma haben wir gerade erst durchlebt und durchleben es noch. Aus Angst, mit der Illusion der eigenen Identifikation konfrontiert zu werden, klammert sich der Mensch wie noch mehr an sie. Sei es der Staat, die Wissenschaft, ein vermeintliches Wundermittel, dessen Wirksamkeit sich nur zeige, injiziere man es in einem Dreimonatszyklus; oder im Kleinen die Familie, der Freundeskreis oder der eigene Partner: Niemand möchte ausgegrenzt oder verstoßen werden. Erst recht nicht von denjenigen, die man liebt oder von deren Anerkennung man seine eigene Identität hat abhängig gemacht. Solange diese Abhängigkeit besteht, sind wir wie nicht empfänglich für das, was uns wirklich helfen könnte. Oder anders gesagt: Solange die Augen anderer darüber bestimmen, wie wir uns selber sehen, können wir nie wahrhaft wir selbst sein. Solange wir uns abhängig machen von der als Wohlwollen getarnten Gnade anderer, sind wir niemals wirklich frei.
Eigenverantwortung als Antwort
Der erste Punkt, den es zu verstehen gilt, wollen wir austreten aus diesem Teufelskreis unserer eigenen Selbsterniedrigung, beruht auf dem einfachen Prinzip, dass unsere Freiheit nur insoweit existieren kann, wie wir anderen dahingehend eine Unfreiheit auferlegen, weiterhin über uns Macht auszuüben. Kein Staat, kein Mensch und auch keine Kraft sollte je so viel Kontrolle über uns haben, als dass er oder sie darüber bestimmen kann, wie wir handeln und wie wir uns dabei fühlen. Doch um an diesen Punkt zu kommen, braucht es noch etwas viel Entscheidenderes: Vergebung.
Vergebung ist der Schlüssel, um mit uns und dem, der wir einmal waren, in ein Mitfühlen zu kommen. Während Wut solange destruktiv wirken kann, wie ihre zu unserem Schutz erfolgte Grenzsetzung uns in keine Empathie mit unserem früheren Ich oder unserem Gegenüber kommen lässt, bedeutet Vergebung, sich nicht länger für die eigenen als «Fehler» verbuchten Versäumnisse zu schämen. Solange wir nicht vergeben können, halten wir ein Stück weit die Wut aufrecht, die uns von der Welt und uns von uns selbst zu trennen vermag. Wir zerstören die Brücke, über die wir selbst gehen müssten. Dabei ist die Wut in gewisser Weise nur der Reflex, den wir uns angeeignet haben, als wir es noch nicht besser wussten. Als der Schmerz zu groß war, um ihn anders als durchs Mauernbauen zu verarbeiten.
«Wut festzuhalten ist, als ob man nach einem Stück heißer Kohle greift, um es nach jemandem zu werfen — man verbrennt sich nur selbst.» ―Buddha
Und doch «wissen» wir es mittlerweile besser. Die Gefahr ist vorbei und wir können die Anteile, die sich damals so schützend vor uns gestellt haben, in den Arm nehmen und ihnen zu verstehen geben, dass sie sich nicht länger für uns aufopfern müssen. Wir sind mittlerweile groß genug, um auf uns selber aufzupassen; diesen «Kampf» mit der Welt nicht mehr als Bedrohung, sondern als fortwährende Beziehung und damit als Bereicherung und Lernaufgabe aufzufassen. (Was aber nicht heißt, dass wir nicht dankbar dafür sind, was diese beschützenden Anteile all die Jahre, wo wir es eben nicht konnten, für uns getragen haben.) Doch erst in der Eigenverantwortung und ihrem Grad an Selbst-Bewusstheit können wir in eine Form von Kontakt mit uns und der Welt gehen, die nicht mehr von Angst, sondern von Liebe getragen ist.
Neue Wege
Der von Ahriman in Besitz genommene Mensch weiß nicht, was es heißt, wahrhaft ehrlich auf die Welt zuzugehen. Er hat nie einen anderen Umgang mit ihr gelernt. Er weiß, wie er sie in Besitz nehmen kann, wie er ihr gegenüber im Haben sein kann. Nicht aber, was es heißt, gemeinsam mit ihr im Sein zu sein. Es fehlt ihm wie ein Grundhalt — das, was ich ganz zu Beginn als jenes Urvertrauen bezeichnet habe, was mich daran gehindert hat, Teil jener Kraft zu werden, die viele als Angst erleben.
Ich für meinen Teil glaube, wir kommen nicht drum herum, gemeinsam daran zu arbeiten, diesen Boden für uns wie für andere wieder zu ebnen. Uns gegenseitig wieder das Vertrauen und damit die Liebe entgegenzubringen, die jeder von uns verdient. Die Lösung ist schließlich so einfach: Wenn sich Menschen, die sich weder geliebt, noch gesehen und angenommen fühlen, aus dem Wunsch und der Sehnsucht nach dieser Liebe heraus anfangen, zu verbiegen und selbst zu verleugnen, dann gibt es nur einen Weg, dieser Unehrlichkeit in und zwischen uns ein Ende zu bereiten.
Zitiert nach Selg, Peter (2021): Geistiges Überleben. Der Abgrund des Materialismus und die Aufgabe der Anthroposophie, Seite 19.
Schön. Empathie ist ein Modewort. Frauen sind besonders empfänglich dafür. Lässt es sie ihre (als Teil der Armee der Arbeit notwendig) gecancelte Einfühlsamkeit leichter vergessen? Bürgerlich gesehen war diese vielleicht als spezifisch deutsches Ding noch nie besonders lebendig. Abseits der Abstraktion.
Wenn das Mitleid mit den Mitmachern der eigenen Seele gut tut, so ist es gut. Ist es aber nur ein (sich selbst und/oder anderen) vorgespieltes, empfehle ich, es durch die Erkenntnis zu ersetzen, dass es nichts Mitmenschlicheres gibt, als MITzumachen.
Weder die Nichtmitmacher und schon gar nicht die Mitmacher sind Unmenschen. Die Mitmacher sind bloß die Mehrheit und die Nichtmitmacher die Minderheit. Und das macht Sinn. Denn wenn sich das Blatt dann irgendwann wegen der einstigen Nichtmitmacher wendet, dann – ja dann: Müssen doch die meisten wieder mitmachen! Sonst liefe der Laden nicht, nicht?
Die frühen Christen waren übrigens überwiegend Nichtmitmacher. Die heutigen sind es nicht. Deshalb sind sie aber nicht des Teufels. Sondern im sprichwörtlich geistigen Sinn sogar seelig...
Liebe Lilly,
habe neulich über Egon Fischer zu Ihrem Blog gefunden und lese Ihre Texte sehr gerne.
Wie wäre es mal mit einem Bericht über den Trickster?
LG M