Das Ego des selbstgerechten Lichtarbeiters
Ein Herz für die Welt oder eine Bühne für ihn selbst?
Kurzgefasst gibt es zwei Wege der Erleuchtung: den des irdischen Erfolgs und den des irdischen Misserfolgs. Während der eine merkt, dass ihn Ruhm und Anerkennung auf Dauer nicht glücklich machen und stattdessen damit beginnt, Sinn im Übersinnlichen zu suchen, scheint diese Welt dem anderen keine Wahl zu lassen, als sein Glück außerhalb von ihr zu suchen.
Was jedoch nicht bedeutet, dass beide – haben sie einmal erkannt, dass sie, um glücklich zu werden, abseits des gewohnten Weges suchen müssen – auf diesem auch «erfolgreich» sein werden.
Woran das liegt? Nun, zum einen hat «Erfolg» als Ziel auf dem spirituellen Weg nichts zu suchen. Auf ihm gibt es kein «schneller, besser, weiter». Das einzige, woran er sich messen lässt, ist, dass er nicht bemessen werden kann.
Wer dies dennoch versucht, scheint entweder noch nicht einmal losgegangen – oder angekommen zu sein in der dritten aller Welten: der esoterischen Egozentrik. Gefangen in ihren Kategorien der astralen Selbstverklärung, wird der Diskurs zwar immer «spiritueller», gleichzeitig jedoch immer hierarchischer in Bezug darauf, wer sich als «spirituell» bezeichnen darf – und wer nicht.
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Jene «Lichtarbeiter» bewegen sich nicht selten in einem paradoxen Spannungsfeld: Beflügelt von der Eingebung, als Seele auserwählt worden zu sein, streben sie nach Transzendenz und Erleuchtung, während sie ihren «Fortschritt» mit den gleichen Kriterien bemessen, die auch in weltlichen Erfolgsmodellen gelten: Status, Anerkennung, Macht oder materiellem Gewinn. Spiritualität betrachten sie als eine Art «Errungenschaft», deren Leiter sie anhand von Meditationsstunden, Einweihungen oder gelesenen Büchern zu erklimmen haben. Anstatt den Weg als Ziel zu sehen, erwarten sie messbare Fortschritte, äußere Bestätigungen oder sogar Privilegien für ihre «spirituelle Entwicklung».
Spiritualität verkommt bei ihnen zur «Karmanarchie» – den Glaubenssatz, alles Leid sei Buße für versäumtes Glück: Statt Demut und Hingabe entwickeln sie einen subtilen Dünkel denjenigen gegenüber, deren «Erwachen» im scheinbaren Widerspruch zu den «energetischen Blockaden» ihrer körperlichen Leiden steht. Unter diesem Selbstverständnis, alles Leid sei karmisch – und damit sowohl selbst verschuldet – als auch jederzeit selbst auflösbar, versuchen sie, persönliche Wichtigkeit und «seelische Reife» zu verknüpfen, und damit selbst die Unerklärbarkeit unserer Seelen in erklärbare Konzepte zu zwängen.
Dabei müsste dem wahren Lichtarbeiter dies gewahr sein: Wahre Spiritualität entzieht sich der Logik von Anhäufung und Vergleich. Sie ist weder Wettkampf noch Statussymbol. Sie ist. Das wars.
Nur wem dies nicht genügt, oder vielmehr: Wer dies nicht aushält, meint, etwas gefunden zu haben, ohne überhaupt zu wissen, wonach er gesucht hat.
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Eine wahre Auseinandersetzung mit ihren eigenen Mustern, die ihr Denken und Fühlen, als auch den Illusionen, die ihr noch immer vorhandenes Ego hervorbringt, findet hier nicht statt. Stattdessen entscheiden sich jene Bewusstseinsboten meist für den einfacheren Weg: von sich zu behaupten, diesen entweder in diesem oder einem früheren Leben bereits gegangen zu sein und deshalb andere auf dem ihrigen infrage stellen zu dürfen.
Weil sie selbst nicht loslassen können – weder ihre materiellen, noch emotionalen oder intellektuellen Anhaftungen –, sind sie unfähig zu jenem Bruch mit ihrer Wahrnehmung, der die Grenze zwischen Kosmos und Ich verschwimmen ließe. Dabei bräuchte es nur die Akzeptanz, dass es im Spiel von Licht und Dunkel keinen Gewinner gibt, um ihr Ego in die Nondualität von Leid und Liebe zu entlassen.
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Liebe Lilly
das Wort Spiritualität fühlt sich für mich mittlerweile eher wie ein Verkaufsargument oder wie eine Produktkategorie an. Für mich ist die Spiritualität im ursprünglichen Sinne ein Selbstbekenntnis. Doch heute, so wirkt es, ist sie eher ein Geschäftsmodell.
Ich beobachte seit einiger Zeit auch, dass Energieräuber, ich nenne sie Medusen, die Spiritualität als Maske nutzen, um damit Energie für sich abzuzweigen und so ihr Unwesen zu treiben. Ich entsinne mich an Zeiten, als es ihnen gut gelang und ihre Maskerade ihr Unwesen lange verbarg. Dies gelingt ihnen derzeit kaum noch und ihre Masken fallen sehr schnell. Sie erscheinen ausgelaugt, ihre Augen offenbaren ihr Wesen und oftmals wirkt ihr Gesicht auch eingefallen ( zum Glück gibt es Botox 😁).
Alles Liebe,
Basti
ich möchte gern noch was sagen.... es ist so befreiend, nicht? Da rüber zu steigen. Das hinter über unter mir zu lassen was mir in dieser Welt aufgezwungen ist. Ich kann auch ganz anders - eben frei denken frei fühlen und frei leben. Denn ich bin mein eigener Weg - ich bin mein eigenes Hologramm - ich bin meine eigene Welt in der ich lebe. Ich entscheide, wozu ich ja bitte sage und wozu nein danke. Diese Welt hat mir gar nichts zu sagen, außer mir meine Beschränkungen aufzudrücken. Alles Liebe Uta