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Avatar von Michael Kuhn

Ich finde ihren Blog interessant wg. der Perspektive der Generation vor mir in diesen Zeiten. Denn mir scheint ein Hauptfaktor darin zu liegen, warum es um die gesellschaftliche Freiheit und zivilisatorischen Errungenschaften schlecht steht, dass unsere beiden Generationen sich kaum noch für Bücher, Innenperspektiven und Geschichtliches interessieren. Und im politischen Machtkampf sind diese beiden Generationen wichtig, da ohne Sie die Gesellschaft und ihre Zukunft zusammenbricht. Kritische Bücher sind zwar noch auf den Bestsellerlisten, aber eben nicht in der öfftl. Aufmerksamkeit und Diskurs. Für diese Dinge sollte man sich aber selber interessieren als Mensch, es muss nicht als Konsumgut angeworben werden. Natürlich bedarf es etwas Anleitung welche starke Kost an Büchern man in welchen Jahren zu sich nimmt. Aber wer Schindlers Liste in der Schulklasse zum ersten Mal sah, kann und sollte auch obige Bücher nicht fürchten. Bücher sind das Gewissen einer Gesellschaft, unabhängig von Zeitgeist, Geschichtsklitterung und pol. Entwicklungen auf kurzen Zeitskalen.

In einem älteren Kommentar hier schrieb ich, dass ich den Holocaust für nicht wiederholbar halte in seiner Art, er war ja mehr als "nur" Massenmord und staatlicher Genozid mit Hilfe des Faschismus. Ich halte nichts davon ihn als singulär zu titulieren, denn das trägt dazu bei ihn zu vergessen. Was mich in den letzten drei Jahren fassungslos gemacht hat sind die massenpsychologischen Parallelen zu den Jahren vor 39 in D. Das Abgrenzen und schuldig titulieren der Ungeimpften und Einsperren der Kinder für einen "höheren Zweck" und wie einfach und schnell das ging. Nein, es war kein Schwarmbewusstsein, -solidarität oder gar -intelligenz was so dargestellt wurde und wir beobachten mussten bei den Mitmenschen. Es war der zivilisatorische und sozialpsychologische kleinste gemeinsame Nenner der Massengesellschaft und der hat auch den Holocaust verursacht, die eigene Sippe ist wichtiger als eine Minderheit und moralische Sitten. Dies ist notwendig, aber auch hinreichend für den Zivilisationsbruch? Ohne die Dummen nach Dietrich Bonhoeffer und die gewaltbereiten Schergen wäre Holocaust wohl nicht passiert. Viktor Frankl schreibt ähnlich wie Levi, dass nur die geistig autarken im KZ länger überleben konnten. Das ist aber das genaue Gegenteil zum kleinsten gemeinsamen Nenner, zum Massenkonformismus. Muss man sich in einem KZ oder im Schützengraben mehr schämen überlebt zu haben? Scham gegenüber anderen setzt so etwas wie zivilisatorische Mindestregeln der Gemeinschaftlichkeit voraus, die gab es nachweislich im KZ nicht wenn man Viktor Frankl liest, nicht mal der Sexualtrieb war noch ausgeprägt schreibt er. Es muss wahrscheinlich noch schlimmer als ein Schützengraben gewesen sein im 1 WK den eigenen Verfall bewusst am eigenen Körper langsam zu erleben, die Hoffnung ist aber gestorben, dass ist der wichtige Unterschied und eine der stärksten Triebe im Menschen, es ging NUR noch um das Überleben. Und nur sehr wenige konnten einen Sinn darin sehen...

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