5 Kommentare

Die intellektuell-abstrakte (von der Lebendigkeit abgekoppelte) Gedankengänge von Sloterdijk finde ich fast wie eine Zumutung. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie nur einige auserwählte Leser erreichen wollen, sondern dass Sie auch für aufrichtig interessierte Menschen schreiben, die aber nicht alle, diese Art von intellektuellen Höhenflüge mit schwerverständlichen und abstrakten Begriffen unbedingt verstehen. Eine wahre Philosophie muss meiner Meinung nach auch schon in der Wort und Begriff-Wahl so sein, dass man das in sich - durch ihre verbindliche und verständliche Satzbildung und Darstellung - gerne bewegt und nicht das Gefühl bekommt, unter der Last der grossen, schwerverständlichen Begriffe zu zerbrechen. Wenn man Sloterdijk schon mal sprechen gehört hat, erlebt man seine Sprache genau so, wie seine Begrifflichkeiten und Ausführungen. Er redet kurzatmig, die Wörter wie gehackt und aneinandergereiht, holprig-suchend, in der Aussagekraft und Inhalt sogar etwas nebulös. Wie von einem anderen Planet.

Ich vermisse die Geschmeidigkeit der Empfindungen und Gedanken, die man eigentlich in Worte und Begriffe giesst und ihnen mit der Sprache Ausdruck verleiht.

Jedenfalls bekomme ich, wenn ich ihn höre nicht das Gefühl, dass Philosophie eine Weisheitsströmung, eine humanitäre Wissenschaft ist, die tatsächlich Wissen und Weisheit schafft und zu vermitteln sucht im Sinne des Schönen, Guten und Wahren. Oder anders ausgedrückt, eine menschliche Verbindlichkeit, Sanftheit und Harmonie. Aber Gott` sei Dank kann man noch Steiner, Armin Risi oder Axel Burkard hören oder lesen - um nur einige Zeitgenössische zu nennen - wenn man auf der Suche nach tiefgreifenderen Fragen ist, die man in dem Satz, "was hält die Welt im Innersten zusammen" auch zusammenfassen kann.

Ausserdem wollte ich noch gerne bemerken, dass es Themen/Fragen gibt, die man besser im inneren (esoterisch) Kreis stellt und bewegt, denn sie sind so komplex, kompakt und anspruchsvoll, dass man sie nur verstehen, nachvollziehen und leben kann, wenn man schon einen gewissen Lebensweg gegangen ist. Wenn man sie aber einfach so z.B. über you tube wie eine Anleitung oder Kochrezept ausbreitet und in die Welt posaunt - mag es noch so gut gemeint sein - wirkt sowas eher kontraproduktiv, befremdend und unverständlich. Ich habe mich etwas erschrocken, als ich das sah und hörte und wünschte, dass solche Themen einen entsprechenden Rahmen bekommen würden. Es gibt einfach Dinge, die man mit der Technokratie wie nicht verbinden kann, weil das Eine das Andere ausschliesst und eher zerstört als beflügelt. Und das finde ich sehr-sehr schade für Themen wie z.B. die Kundalini - Schlange. Auch dann, wenn man die Erörterungen einer Freundin gerne präsentieren möchte.

(Entschuldigung für evtl. Fehler, aber deutsch ist nicht meine Muttersprache)

Liebe Grüsse

Expand full comment

Herzlichen Dank, die letzten beiden Abschnitte sind sehr schön und erbaulich. Doch muss es vielleicht kein Schuldkomplex sein, die anderen nicht sich selbst überlassen zu können, sondern es kann auch eine Art der Eigenverantwortung sein, sie schützen, sie vom Abgrund fernhalten zu wollen. Denn man lebt ja mit ihnen zusammen. Dass das vielleicht hoffnungslos ist, kann dabei bewusst sein und doch unternimmt man den Versuch.

Expand full comment

Lieber Tom, da stimme ich dir ganz zu, nur wie ich eben auch geschrieben habe, besteht der eigentliche Balanceakt für mich am Ende darin, mit den eigenen "Hilfsakten" nicht auch Teil des Strudels zu werden. Zudem gleicht das "Fernhalten vom Abgrund" meiner Meinung nach dahingehend einer Sisyphosaufgabe, dass es nicht an uns ist, Verantwortung für das Ausbleiben von Eigenverantwortung der anderen zu übernehmen. Für mich ist das Ganze hier ein großer Lernprozess, den jeder Einzelne für sich als solchen erkennen muss. Dafür können wir nur Impulse setzen. Bestenfalls abseits des aktuell Bestehenden. Ob und wer sie als solche erkennt, liegt jedoch nicht in unserer Hand — und sollte es, wie gesagt, auch nicht. Die Information ist da, die Möglichkeit loszulassen ebenso. Ob es schlussendlich "besser" für uns wäre, allen Beteiligten diesen Willensakt – samt Denkleistung – erneut abzunehmen, bezweifle ich.

Expand full comment

Liebe Lilly, ja, es ist ein Balanceakt und ja, ich will nicht Teil des Strudels werden, stehe aus meiner Sicht außerhalb und doch als Teil der Gesellschaft mittendrin. Denke, dass ich trotz des Ausbleibens von Eigenverantwortung vieler anderer Verantwortung für andere Menschen übernehmen kann. Zumindest für Menschen, die erreichbar sind oder mir nahe stehen. Vielleicht müssen wir gerade für die, die es selbst nicht schaffen Verantwortung übernehmen. Für Kinder denke ich auf jeden Fall. Vielleicht irre ich mich, es sind nur Gedanken, aber indem wir Impulse setzen, leisten wir schon einen Beitrag mit dem Ziel, etwas zum Besseren zu verändern und übernehmen damit Verantwortung. Dem Einzelnen können wir nichts abnehmen, aber wenn ich als Kabarettist auf der Bühne stehe und 100 Menschen erreiche oder ein Gedicht schreibe, das vielleicht 50 Menschen lesen, dann habe ich zumindest etwas versucht und die Illusion, eine Kleinigkeit für eine Verändrung hin zu einer menschlicheren Kultur getan zu haben. Schwer ist es für mich, selbst als Massepsychologe und Neurobiologe, mit anzusehen, wie die Masse trotzdem ins Verderben rennt. Das kann wohl niemand verhindern und ich muss lernen, damit umzugehen. Beste Grüße

Expand full comment

Danke für die sehr anregenden Gedanken und speziell für die sehr intelligente Herleitung des Themas.

Mir gefällt auch die Essenz im letzten Absatz, die m.E. auf einem zwar gängigen, aber falschen Ego-Begriff aufbaut, nichtsdestotrotz aber zu den entscheidenden Fragen führt.

Familie, Freunde, Beruf, Status, Wohlstand bilden nur bei den Ärmsten der Armen (auf geistiger Ebene) das Ego - und ja, leider gibt es davon heutzutage weit mehr als vor einigen Jahrzehnten. Wesen, bei denen das Ego dort zu verorten ist, würde ich eher als NPCs bezeichnen (Non Playing Characters).

Auch wenn die alles entscheidende Frage nicht explizit gestellt wird, ist sie doch implizit gestellt: Was ist der Sinn des Lebens und welcher Prozess führt uns dorthin?

Die kurze Antwort lautet: Du musst zu Dir selber finden und dies kannst Du nur, wenn Du Loslassen lernst.

An dieser Stelle bietet sich ein Rekurs auf das im Beitrag ebenfalls angeführte Eremitentum an. Ja, wer nicht ein-sam und all-ein sein kann, kann sich nicht selber finden. Zum Thema Einsamkeit habe ich mir vor einiger Zeit Gedanken gemacht:

https://www.grenzenlos-leben.net/p/all-ein-sein-und-ein-same?r=8mqdm&utm_campaign=post&utm_medium=web

Expand full comment