31 Kommentare

Danke für Ihre mutigen Worte, Ihre Offenheit, Ihre ehrliche Suche. Ich kenne diese Zustände auch, wo mir alle gescheiten Überlegungen die Welt nicht näher bringen, sondern sie mir im Gegenteil noch fremder werden lassen. Diese Gefühle sind mit zunehmendem Alter stärker geworden (ich bin bald 70). Als ich so jung war wie Sie, waren die Worte der Philosophen, Theoretiker, Dichter noch voller Verheißung. Sie versprachen, mich dereinst mit der Welt und ihrem tiefen Sinn in Verbindung zu bringen, dann nämlich wenn ich soweit gekommen sein werde, sie mit meiner ganzen Existenz zu durchdringen, wenn ich mein Leben durchlebt haben werde. Dieser Zeitpunkt ist immer noch nicht eingetreten, und ich bin ziemlich sicher, dass er nicht kommen wird. Ich glaube eher, dass es Tage gibt, an denen mich die Welt tief berühren kann, so dass ich ihr ganz nahe bin und dann wieder längere Zeiten, in denen sie und auch Gott und der Himmel sowie alles, was dazu gehört, stumm und leer bleiben. Wächst aber vielleicht in dieser Kargheit, in dieser Einsamkeit millimeterweise unser Menschsein in uns heran? Oder vielleicht ist mein eben beschriebenes Verhältnis zur Welt nicht verallgemeinerbar, sondern lediglich durch Traumata bedingt, die ich immer noch nicht heilen konnte. Kennen Sie die spirituelle Psychologin Maria Sanchez? Sie ist durch einen langen Leidensweg, auf dem sie eine emotionale Form der Selbstbegegnung entwickelte, aus einer abwehrenden Haltung und Sichtweise, die in unserer krankmachenden Zivilisation verwurzelt ist, aufgewacht und ist nach ihrer eigenen Aussage im Leben, im Jetzt, angekommen. Ihr Weg der Selbstbegegnung hat sich auch durchwegs bei Ihren Patienten bewährt. Sie wirkt auf mich glaubwürdig. Ich werde diesen Weg in der kommenden Zeit ausprobieren. Wenn es mit ihm nicht klappt, es dauert aber, werde ich mich Theodor Adorno anschließen, der sagt, „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Doch irgendwann muss es doch ein Ende haben mit dem falschen Leben, da und dort nur am Anfang und irgendwann in ferner Zukunft endlich überall.

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Da fühl ich so mit, liebe Monika. Die Verheissungen der Philosophen. Wie fasziniert war ich damals noch von der Geworfenheit der Existenzialisten und ihrem sonstigen Vokabular. Wow. Das jemand so fühlt wie ich.. mittlerweile jedoch fühle ich beim Lesen von beispielsweise Sartre nicht mehr viel und merke, wie ich mir vielleicht auch damals schon mehr eingeredet habe, diese Köpfe gut finden zu "sollen", anstatt sie wirklich gut zu finden. Schlichtweg weil es nicht ihr Gefühl war, das aus diesen Philosophen sprach. Es war ihr für Gefühl geglaubter Verstand. Diesen riesen Unterschied merke ich aber auch erst allmählich.

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Dazu kommt, dass es vermutlich immer schwierig sein wird, diesen Sinn einzig in Büchern zu suchen. Bücher sind Zuflucht in schwierigen Zeiten, damit aber immer auch Anstoß zur Suche für bessere Zeiten. Ohne diese schweren Zeiten also, diese "Kargheit", würde es uns Anstoß fehlen. Es braucht also die Einsamkeit, da stimme ich dir vollends zu, um nicht nur nicht der Unmenschlichkeit dieser Welt zu verfallen, sondern obendrein auch zu seiner eigenen Menschlichkeit zurückzufinden. Maria Sanchez kannte ich bislang noch nicht, aber deine Gedanken zu Adornos Satz teile ich bereits seit Jahren..

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Liebe Lilly!

Danke, wie immer für deine wunderschönen Worte. Ich spüre vielen geht es so, sie fühlen sich abgetrennt, aber wissen nicht wovon. Dazu fällt mir Rudolf Steiners Vortag GA177 ein. Es ist dort die Rede von der Trennung unseres Innenwesens von der Körperlichkeit, vom Zerbröckeln der Gegenwardserde und so auch der Zerbröcklung mit allen Geschöpfen, die diese Welt bewohnen. Sie sind alle in der absteigenden Entwicklung.

(Steiner bezog sich auf E.Süss, Das Antlitz der Erde’). Steiner hob hervor, da wir uns in einer abklingenden Entwicklung befinden, kann das, was wir seelenhaft entwickeln, das was wir innerlich sind, nicht mehr in die äussere Leiblichkeit übergehen, so wie früher.

Er meinte das Griechentum hatte noch die Eigentümlichkeit, wo das Seelische in einer völligen Harmonie mit dem Leiblichen war.

Da fühlte der Mensch noch das ätherisch Formhafte, Gestalthafte des Menschen und er brauchte nicht, wie der heutige Mensch, Modelle , weil er IN SICH die Form fühlte.

Es gab somit ein intimes Verhältnis zwischen den Menschen und ihrer Umgebung. Das ist jetzt anders. Steiner meinte trotzdem es sei sehr wichtig das wir diese Phase durchleben, um wieder aufzusteigen.

Viele liebe Grüsse aus Irland!

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Liebe Keki, danke für die Erinnerung an Steiner an dieser Stelle. Ich meine, seine Gedanken zur Leiblichkeit hatte ich mal in meinem Text zur Wiederbelebung des Denkens angeführt, bin mir aber nicht sicher. Aber ja. Ich denke, dadurch dass wir immer in Zukunft und Vergangenheit, nie aber in der Gegenwart denken und leben, lösen wir uns automatisch von unserer Leiblichkeit. Diese schließlich ist nur präsent in der Gegenwart. In Vergangenheit und Zukunft sind wir Erinnerung, Geist, Phantom. Nicht aber Körper, und damit auch Wahrnehmbarkeit unserem Ätherischen.

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Liebe Lilly, der Text ist ganz wunderbar. ich danke Dir. Was macht ein authentisches Leben aus?: Immer Mutig sein (nicht leichtsinnig!) Ehrlich und furchtlos sein (ohne zu verletzen) . in Wort und Tat. Die Natur betrachten und ihre Schönheit zu erkennen. Träume zulassen und sie furchtlos umzusetzen.. zumindest es zu versuchen...Schmerzen zulassen und sich ihnen zuwenden, nicht unterdrücken, denn sie wollen uns etwas sagen....in schwierigen Situationen Ruhig bleiben und beobachten, atmen, Gleich-Mut üben usw....Gleich-ges-Sinn-te um sich scharen, teilen statt horten....all das sind kleine Hilfestellungen....Nicht jeder braucht das Leid christi und muss alles auf sich laden, um zur Erleuchtung yu gelangen...es geht auch in kleinen schritten...und durch Hand auflegen...Es gibt Heiler, Engel, viele Seelen die uns helfen koennen zu unserer eignenen Seelenaufgabe zu unserem Seelenplan zurückzufinden. Und ganz wichtig: Wer sagt denn, dass wir gluecklich sein muessen??? Glueck ist immer nur ein kurzer kleiner Funken, ein Moment der Seligkeit im Einssein mit dem Universum....Ds gibt es nicht als Dauerschleife...schon gar nicht fuer Erleuchtete, die ihre Aufgabe ernst nehmen...;)) Danke nochmal.

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Lieber German, wie wahr. Die Träume. Ich habe eine Freundin, die die ihren so unbeirrt lebt, dass es mich erfürchtig zurücklässt. Sich, in dem, was man sich für sein eigenes Leben vorstellt, nicht von dem beirren zu lassen von dem, was andere Menschen allein aus dem Grund denken, weil sie ihr Leben NICHT leben, ist der Baustein für jedes Glück. Eben weil es die Form von Selbstbestimmung beinhaltet, die als solche nicht darauf aus ist, glücklich sein zu "müssen". Es geht um uns und unseren Einklang mit unserer Authentizität und folglich auch mit unserer Seele. Danke auch dir. Herzlich, Lilly

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Liebe Lilly, manchmal macht diese portugiesische Tastatur, was sie will und ich korrigiere zu selten. Dafuer muss ich Dich um Verzeihung bitten. dein neuer text ist wieder ein kleiner Baustein in der Bewusstwerdung und eine Hilfe fuer die Menschen. Dafuer danke ich Dir wieder. ich hoffe, es geht Dir nun besser und Du hast Deinen blick nach vorn gerichtet, auch wenn uns Merkur noch bis zum 15.12. zwingt die liegengebliebenen Dinge und Aufgaben diese Jahres anzugehen und zu klaeren. Du wirst feststellen, dass es nun viel Aufklärung und Offenlegung geben wird.Lügen werden entlarvt. Das Volk wird langsam aufstehen und sich mehr und mehr befreien.

Wie Muhammed Ali im Kampf in Kinshasa - The riebe in the Jungle- is Jesus mach langer Zeit in den Seilen zurueck und wird die menschen wieder in den Glauben führen. Achte darauf, dass Religionen verschmelzen und höhere Mächte eine alte natürliche Ordnung wiederbeleben werden bis sie sich neu manifestiert in dieser Welt. Die Energie in diesem Monat bis zum Jahresende wird gewaltig sein. Das wirst Du auch innerlich spüren. Bitte bleib ruhig und vertrauen, bleib positiv, was auch immer um Dich herum und in dieser Welt passiert. Versuche einfach gelassen und positiv zu bleiben und lasse negative Energien gar nicht an dich heran oder weiche Ihnen aus. Auch beim Weihnachtsbraten in der Familie. Die guten Menschen in dieser Welt werden nun einen grossen Schritt nach vorn machen. Du bist dabei. Sag Ihnen, dass Ihnen nichts passiert. Sie sollen sich ihrer inneren Wahrheit wieder bewusst werden. Dafuer kann es draussen manchmal ordentlich ruetteln. Wann Imme es unruhig wird, lies die Zeilen, leg eine schoene Musik ein und schiess die Augen.

Alles wird gut sein. Danke fuer deine intelligenten Texte.

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Lieber German, ja die Planeten und ihre Energien. Die spüre ich sehr. Danke dir für deine lieben Worte.

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Moin liebe Lilly,

vielen Dank für deinen Text, der wieder einmal der Antrieb für innere Selbstgespräche war.

Ich stellte mir vor einiger Zeit auch die Frage, ob nicht jedes Wort gesprochen, jeder Gedanke gedacht und jede Idee ersponnen wurde. Wenn dem so wäre, wäre dann auch nicht jedes Handeln und Tun lediglich eine Momentaufnahme innerhalb einer Dauerschleife? Wäre also alles sinnlos, da sich alles im Kreise dreht? Wäre selbst das Sein eine Illusion; innerhalb einer sinnlosen Dauerschleife?

Mir kam aber die Erkenntnis, dass der eigene Wille ausserhalb dieser Dauerschleife liegt. Womöglich ist die Dauerschleife selbst eine Illusion.

Den einzigen Schluss, den ich für mich ziehen konnte war, dass der eigene Wille wahrhaftig ist und ich werde nicht ermüden, dies immer wieder zu betonen.

Liebe Grüße,

Basti

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Lieber Basti, innere Selbstgespräche - für die bin ich gerne Impuls und Anstoß.

Ist es doch die Frage, was auf und in dieser Welt keiner Dauerschleife ähnelt, ist doch nichts jemals wirklich abgeschlossen und ohne fortfolgende Konsequenz und Kausalität. Wenn auch, da gebe ich dir recht, es die Frage ist, ob Dauerschleife der richtige Begriff ist. "Die Fortführung des ewigen Willens an der lebendigen Wirklichkeit" taugt mir eher. In dieser gibt es nämlich auch kein richtig und falsch mehr. Einzig die Bekundigung und Wirklichwerdung des Lebens, das seinen Willen zu sich selbst bezeugt. Herzlich, Lilly

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Moin liebe Lilly,

die Ausführung "die Fortführung des ewigen Willens an der lebendigen Wirklichkeit" gefällt mir sehr! Vielen Dank dafür!

Mir fiel sogleich "die Verwirklichung des Willens zum ewigen Sein" ein. Ich bin da also beim Thema Ewigkeit und in dieser kann es weder Anfang, noch Ende geben. Was kann dort abgeschlossen werden? Alles und nichts?

Auf und in dieser Welt empfinde ich es so, dass diese Welt eine Theaterbühne und somit endlich ist.

Ich empfinde diese Welt als Illusion, was auch mein Gefühl der Nichtzugehörigkeit, gar meine Abneigung,erklären könnte und zeitgleich sehne ich mich nach meinem Zuhause, ohne zu wissen, wo dieses sein mag. Aber dort liegt die Wirklichkeit.

Gestern Nacht träumte ich gar, was ich seit geraumer Zeit nicht mehr tat und ich sah dort das Bild, was wohl das Ende der Welt, nicht der Erde, zeigte.

Ich sah den Eiffelturm und im Hintergrund eine riesige Explosion, wobei die Explosion nicht gefährlich wirkte. Paris leuchtete rot, wie im Sonnenuntergang gelegen. Das ganze wirkte schon fast harmonisch.

Ich werde jedenfalls erst mal eine gewisse Zeit abtauchen und wünsche allen, und besonders Dir,liebe Lilly, alles Gute!

Bis bald,

Basti

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Lieber Basti, ich hab zwar schon ein Glas Wein getrunken, aber dein Kommentar treibt mir Tränen in die Augen. Diese Konfrontation mit dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zieht mir einfach immer wieder den Boden unter den Füßen weg. Gleich ich das Ende dieser Welt - nicht der Erde - durchaus begrüßen würde. Dir viel Tiefgang bei deinem Abtauchen. Danke auch dir. Herzlich, Lilly

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Im Angesicht des weltlichen Irrsinns

ist der Widerspruch des Einsamen

gleich Zuspruch zum Höchsten.

Möge dein Widerspruch dein unentziehbarer Boden in der Not sein.

Hab Dank für deine lieben Worte!

Herzlich,

Basti

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Fromm. “Er ist frei – das heißt, er ist allein, isoliert, bedroht von allen Seiten.”

Ja, er ist notwendig allein. Und er ist notwendig isoliert. Aber er ist eben gerade nicht bedroht von allen Seiten. Das ist der entscheidende Punkt, in dem Fromms “Freiheitsbegriff” des modernen Menschen gefühlsmäßig irrt. Mit dieser Erkenntnis (reine Kopfsache) endete auch die Bedrohung f ü r alle Seiten. Nun ja, er is(s)t auch Tier und streichelt nicht nur. Doch auf diese Weise schließt er mehr oder weniger spielerisch seinen Frieden mit der materialistischen Hälfte der Conditio Humana. Die sie spätestens dann fühlt (dies dafür umso stärker und alles andere als spielerisch), wenn der Bauch wächst. Und so schließt sich der Kreis und der Weltschmerz des modernen Menschen lindert sich im Laufe des Lebens. Im Idealfall. Natürlich bzw. praktisch gesehen. Nicht idealistisch.

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Lieber Christian,

ich bin mir unschlüssig, ob ich richtig verstanden habe, was du meinst. Wir alle sind allein und isoliert. Was an sich keine Bedrohung darstellt. Es wird erst innerhalb unseres Gefühls und im Widerspruch dieser Lebensumstände mit unserer Conditio Humana zur Bedrohung, weil wir uns innerhalb dieser Isolation als getrennt empfinden und nicht wissen, wie wir diese Einsamkeit überwinden könnten, ist es doch die Einsamkeit selbst, die uns zu unserer wahren conditio führt? Korrigier mich gerne. Herzlich, Lilly

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Liebe Lilly,

dieser Beitrag oszilliert seltsam zwischen Verzweiflung und Selbstvergewisserung.

Nietzsche - von dem Huellebeq nur ein seichter Abklatsch ist - schürfte tiefer. Er hat in Turin das Pferd geschützt und umarmt, das von seinem Herrn geschlagen wurde. Kein Zeichen für seinen, sondern für unseren Irrsinn.

Ich spüre die Aura dieses einsamsten Geistes, so wie ich auch Pascal spüre, der meinte, die Probleme der Menschen rühren in der Hauptsache daher, dass sie nicht eine Stunde auf einem Stuhl stillsitzen können.

Ich schaue von meinem Schweizer Domizil über den Bodensee auf Meersburg, wo die Droste ein einsamstes Leben fristete und dennoch nur Funken daraus geschlagen hat.

Die Reibung war schon immer da, an der Welt und ihrem Sosein. Nur wir werden schwächer.

Stifter, "Die Mappe" oder Melville, "Billy Budd".... Es war nie einfach. Nie.

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Du Lieber.. das ist mit der berührenste Kommentar seit langem. Nietzsche und das Pferd. Dieses Bild hat mich immer schon sehr berührt. Und Pascal ist mir auch sehr nahe.. Bei dem Gedanken, ob wir schwächer werden, bin ich wiederum sehr ambivalent. Teilweise entspricht es auch meinem Gefühl, dann wiederum kann ich den Gedanken nicht vollends zulassen, um nicht in totaler Hoffnungslosigkeit zu enden. Danke dir, ebenfalls aus der Schweiz, nicht vom Bodensee, sondern vom Lago Maggiore.

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Liebe Lilly,

wenn Bücher uns nicht mehr anrühren, die ja nur konservierte Menschen sind, dann stimmt etwas nicht. Mich rühren Bücher und Menschen immer gleicherweise an.

Ich beneide Dich ums Tessin, aber nur ein wenig. Wo wir stehen, mögen wir Halt finden.

Ich schätze Deine Seite sehr. Wirklich sehr. Du hast sogar den Mut zur Ungeschütztheit.

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Das stimmt. Mich rühren Bücher auch immer an. Und doch sind mir manche Wesen näher als andere. Unvermeidlich.

Was auch immer du mit Seite oder Ungeschütztheit meinen magst.. ich wüsste nicht, wovor ich mich schützen soll - oder überhaupt nur könnte. Was kommen will, kommt. Und desto mehr Schutz und Widerstand ich aufbaue, desto eher kommt es. Dir viel Liebes.

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Ja, das war schon vor Corona so, aber mit dem aufkommenden Totalitarismus ab 2020 und der Maske über der Maske ist das Leben noch mehr zur ‹le malaise› verkommen. https://treimer.substack.com/p/der-unerkannte-mit-lachelndem-gesicht

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Liebe Lilly, dein Text trifft mich mitten ins Herz❤️... Und dein Schmerz schmerzt...

Was ich mich immer wieder frage: Warum nur hat sich die Welt zu einem so unwirtlichen Ort verwandelt? War sie jemals anders? Die Menschen anders? Was ist es, was die Welt für einige von uns - ... denn offenbar empfinden das nicht alle so... - zu etwas macht, das uns kalt und abweisend erscheint? Ein Heimatgefühl nicht aufkommen lässt. Als ich vor über 35 Jahren die Fidschi-Inseln besuchte, fühlte ich mich vom offenherzigen Naturell und der Liebenswürdigkeit der Bewohner verzaubert. Nie vorher hatte ich so einen Menschenschlag erlebt. So viel Lachen, so viel Fröhlichkeit. So viel Zugewandtheit. Ein Gefühl von: hier bin ich Mensch hier kann ich sein, überschwemmte mich (kleine Anmerkung: die Menschen dort hatten damals weder Fernsehen noch Radio...). Vor einigen Jahren habe ich dann Samoa kennen und lieben gelernt und im Anschluss sämtliche Bücher der Reisenden (auch einer Anthropologin) gelesen, aus der Zeit, als Samoa deutsche Kolonie war. Der Schönheit der Inseln, dem Zauber, der von den Menschen dort ausging, konnte sich kaum jemand entziehen. Das Paradies... Man stelle sich vor: jemand, der sich selbst als die Krone der Schöpfung empfindet, ob seiner technischen Errungenschaften und "Zivilisiertheit", trifft auf den wahren Menschen... Ein Wesen, das im Kern gut ist, in Gemeinschaft MITeinander lebt, sanftmütig und liebenswürdig, hilfsbereit, gastfreundlich, offenherzig ist, nicht nach Besitz strebt, alles was er hat freudig teilt... Dazu eine starke Anbindung an die Natur und das Natürliche...

Ohne das idealisieren zu wollen, ist mir klar geworden, wie Mensch und Umwelt sein müsste, damit ich mich dort wohl fühle. Gibt es einen Weg, die Moderne mit einem solchen Mensch-Sein zu verbinden? Und was kann ich selbst dazu beitragen, die Welt zu einem Ort zu machen, wo wir uns wohl fühlen? Wir? Oder bleibt nur der Rückzug in die Natur, in unser Innerstes?

Manchmal tut es gut, sich vorzustellen, dass es einen Weg dorthin gibt, dass es möglich ist. Am richtigen Ort, mit den richtigen Menschen (solchen, die das auch möchten)... Sind wir nicht viele?

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Liebe Jutta,

der Schmerz soll und darf auch schmerzen.

Zugleich teile ich deine Gedanken sehr, frage doch auch ich mich in gleichem Zuge oft, ob ich da nicht auch einer Sehnsucht hinterherrenne, die in dem Sinne gar nicht zu erfüllen ist. Gleichzeitig gibt es da, wie du selber schreibst, Stämme und indigene Kulturen, die anders leben, "besser" leben, glücklicher leben. Insgesamt "heiler" wirken. Ein Beispiel sind in dem Zusammenhang auch die Kogi-Indianer, von denen mir meine Freundin Gwendolin immer wieder inspirierende Geschichten erzählt.

In dem Sinne würde ich mich gerne deinen letzten Fragen in Zukunft wieder mehr widmen. Das "gute Leben". Wie sähe das aus, und ist es in dieser Welt/Zivilisation überhaupt möglich? Und wenn nein, was müsste anders sein? Wir - oder die Welt?

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Liebe Lilly,

ja genau: der Schmerz darf auch schmerzen. Aber geteilter Schmerz ist halber Schmerz... So war es gemeint...🥰

Und wunderbar, dass du dich dem Thema, wie ein gutes Leben denn aussehen könnte, bald widmen wirst. Auch wenn das Leben in der Gegenwart stattfindet, braucht es ja eine Vision ✨💫, um Veränderung herbeiführen zu können...

Und von verschiedenen indigenen Kulturen gibt es in der Tat viel zu lernen. Die Kogi kannte ich bisher noch nicht... Habe gleich ein bisschen recherchiert und vieles erinnert mich an die Senoi....

"Das Lächeln der Senoi, Was es bedeutet, ein Mensch zu sein"... Das Buch von Robert Wolff habe ich verschlungen. "Seine Geschichten sind viel mehr, als nur der Bericht über ein verdrängtes Volk. Sie sind ein Spiegel für uns und unsere Lebensweise und fordern uns heraus, in der fragmentierten Welt von heute unsere Menschlichkeit und das Verbundensein mit der ganzen Schöpfung wieder neu zu entdecken: ein berührendes Zeugnis, das Hoffnung schenkt" (heißt es im Klappentext des Buches).

In diesem Sinne... Zurück zu unseren Wurzeln ☀️☀️☀️❤️

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Liebe Jutta,

genau. Ich glaube, es braucht ohnehin viel mehr Gelebtes, um dieses Hier und Jetzt noch lebbarer zu gestalten.

Ob wir dabei auf indigene Kulturen zurückgreifen, oder schlichtweg das wirklich werden lassen, was auch wir in uns tragen, bleibt da, denke ich, jedem selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass diese Sehnsucht nach Leben keine Sehnsucht bleibt, sondern gelebt wird. Die hierfür notwendigen Bausteine spricht der Klappentext von Wolff ja bereits schön an.

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Nov 28Bearbeitet

Liebe Lilly, fast atemlos habe ich deinen Text gelesen. Ich kann dir so gut nachfühlen, kenne ich doch alle die Fragen, Schmerzen und die Verzweiflung aus vielen Jahren der Depression und des Suchens nach dem Sinn des Daseins....

Zwei für mich wichtige Schritte haben mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe und die mich im Jetzt leben und überleben lassen:

1. Balance des Leibes. Unser Gesundheitssystem funktioniert mit Bekämpfen und Weghabenwollen eines Symptoms, einer Krankheit. Ein Zitat aus deinem Text: ..."glücklich der, der einen Schmerz hat, wenn ihm etwas fehlt", ist mir sofort hängengeblieben. Es fehlt etwas, damit der Leib, sich selber wieder heil, ganz machen kann. Es braucht eine Ergänzung, um eine Ausgeglichenheit, ein Balancieren um die Mitte zu finden..

Ich habe vor 16 Jahren einen (alternativmedizinischen) Weg gefunden, der genau das tut. Am Ende des damals aufwändigen und strengen, etwa 1.5 Jahre dauernden Prozesse wurde mir die für mich erstaunliche Erkenntnis offenbar, dass nicht nur körperliche Symptome, sondern auch psychische Krankheiten und emotionale Zustände und sogar die Wahrnehmungsfähigkeit und der daraus resultierenden Gedankenkonzepte in der Biochemie, also des Stoffwechsels gründen. Alle Therapieversuche, die das nicht berücksichtigen, scheitern. Meine jahrelange Depression wurde verheilt und so ist es bis heute.

2. Balance des Geistes: selbstverständlich sind meine Fragen dieselben geblieben, aber durch die Balance der Biochemie sind sie nicht mehr an Leidenszustände gekoppelt. Meine Wahrnehmungsfähigkeit ist klar, unabhängig und neutral möglich.

Alles, was ich will, kann ich mir an Wissen aneignen, ausgedehnte Forschungen und Untersuchungen anstellen und Informationen sammeln, weil ich nach Antworten zum Sinn und Funktion dieser Realität suche - um dann festzustellen, dass ich nichts weiss. Es gibt keine definitiven Antworten, weil alles umgekehrt ist, fake ist....

Die Erkenntnis, dass es keinen Sinn für mein Dasein gibt, dass es nicht darum geht, besondere Aufgaben zu erledigen, bestimmte Lernprozesse zu durchlaufen, dass ich gar nicht freiwillig hier bin (Stichworte: Matrix, Illusionswelt, Gefängnisplanet, Reinkarnationsfalle, Religionslügen, verheimlichte Geschichte usw.), war hart und gleichzeitig unendlich befreiend: Ich muss kein Karma abtragen, ich bringe keine Schuld mit, ich muss nicht Ahnengeschichten aufarbeiten. Ich bin nicht falsch, so wie ich bin, ich muss mich nicht verändern für die Welt da draussen. Ich muss nicht dazu gehören, ich muss nicht mitmachen....ich muss nicht spezielle Fähigkeiten auflegen, dem Materialismus zusprechen, Macht über andere und äusserliche Vorzüge haben und gebildet sein sein usw., um jemand überhaupt zu sein, denn ich bin schon...alles und nichts. Ich muss mich nicht für eine Seite der Dualität entscheiden, sondern kann im Nullpunkt, in der Mitte von allem sein - ich nenne es zurzeit: Nullpunkt-Zwischenraumsstille

Als ich an diesem Punkt der Befreiung ankam, war da eine grosse Leere. Die Wucht über diese Einsicht, wonach mein Dasein nicht nur keinen Sinn hat, sondern sehr wahrscheinlich über all diese Programmierungen auch noch fast vollständig von aussen gesteuert wird, war gewaltig und hat mir für kurze Zeit den Boden unter den Füssen weggezogen.

Ich stand vor der Wahl: entweder ich verlasse freiwillig dieses riesige Welttheater oder ich gebe mir selber einen Sinn für die restliche Zeit meines Daseins. Da war dieses innere Wahrnehmen (=Gefühl), ein innerer Klang, dass da mehr ist als meine Person in dieser unheilvollen, irrsinnigen Welt draussen, an der man zugrunde gehen könnte. Diese innere Musik hatte ich mein ganzes Leben gehört, oft versucht zu überhören, aber ich entschied mich, diesen Klang zu erforschen, tiefer und breiter und höher vernehmen zu können und dieser Musik zu erlauben, durch mich zu erklingen.

Und für mich ist der Sinn des Lebens: das Leben staunend und ohne Vorbehalte zu entdecken - in allen Facetten das Leben wahrzunehmen, zu durchfühlen und dem Fluss des Lebens nicht im Wege stehen (keine Pläne mehr machen, Dinge auf mich zukommen lassen), sondern mitzufliessen - im Jetzt zu sein.

Denn trotz aller KI, trotz der vielen unbelebten (?) Materie, trotz der programmierten Illusionswelt, gibt es Leben auf dieser Erde in Hülle und Fülle und sich diesem zuzuwenden und zu ermöglichen, dass es sich entfalten kann und sei es nur im kleinen, möglichen Radius meines Anwesendseins, ist Aufgabe für ein ganzes langes Leben genug.

Leben ist die göttliche Schöpferkraft und die steckt auch in dir und mir. Dies(e) in sich zu entdecken - nicht nur in der äusseren Welt (oder ist es erst in der äusseren Welt, weil es/sie sich zuerst in uns entfalten kann....???) - und bewusst zu werden, ist für mich Mensch-Werdung.

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Aus meiner Sicht wäre eine Möglichkeit:....……. Leben als einen Zustand begreifen, den Materie annehmen kann. Der Stein ist tot. Doch seine Mineralstoffe können zusammen mit Wasser und Sonnenstrahlung eine Pflanze ernähren. Von der Pflanze ernähren sich wiederum Tiere. Das Leben kann eine Substanz sein, die unter bestimmten Umweltbedingungen auf der Grundlage anderer Substanzen entsteht. Es müssen die chemischen und physikalischen Voraussetzungen für die Entstehung von DNA gegeben sein. Das kann durchaus selten der Fall sein, auch bei Milliarden an Galaxien. Wird uns diese mögliche Seltenheit bewusst, ergibt sich, dass wir unser Leben mit dem Gedanken der Seltenheit und des Schützenswerten gestalten. Mit dieser Grundlage würde unsere Ordnung, unser Werterahmen ganz anders aussehen und jedes Streben nach Macht und Reichtum wäre hinfällig. Wir würden zusammenleben, uns des Lebens freuen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Wir würden es so schön gestalten, wie nur eben möglich, da wir uns der Tatsache, dass es vielleicht einzigartig im gesamten Universum ist, bewusst sind. Wir wissen es nicht. Vielleicht gibt es auf anderen Planeten auch Leben. Doch unser derzeitiger Kenntnisstand ist der, dass es einzigartig ist. Außerdem ist es dünn, extrem dünn. Wenn wir die Gesamtheit aller Lebewesen zusammennehmen, sie also dicht an dicht anordnen und als Schicht um die Erde legen, dann wäre diese Schicht äußerst dünn. Wenn wir dann noch das Wasser entfernen, nochmal wesentlich dünner…….Wenn sich der Mensch als Lebewesen unter anderen begreift und ihm der ungeheure Zufall bewusst wird, überhaupt zu leben, ihm bewusst wird, dass uns auf der Erde durch die Umweltbedingungen, dass der Erde selbst das Leben zugefallen ist, und er dieses Leben als das Höchste wertet, was es für ihn gibt, dann werden Kriege, Naturzerstörung, das Streben nach irgendetwas anderem als danach, dieses Leben zu erhalten und zu schützen, obsolet, hinfällig …….

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Lieber Tom,

danke dir für deine Gedanken und Zeilen. Besonders das Stein- und Wasserbild fand ich sehr schön. Mein Fazit: Lassen wir das Band des Lebens nicht noch dünner werden, sondern arbeiten wir an unserem gemeinsamen Band zwischeneinander, um dieses, das Leben, wieder in seiner Fülle erstrahlen zu lassen.

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Liebe Frau Gebert,

auch diesen Text von Ihnen habe ich gerne gelesen, auch, weil er mit Fromm oder Houellebecq, von mir sehr geschätze Autoren zitiert.

Ich frage mich allerdings gleichzeitig, ob die Erklärung für den "unglücklichen Menschen" unseres Jahrhunderts und diese "malaise du siècle" nicht etwas zu kurz gegriffen, zu romantisierend, was die Vergangenheit betrifft, ist und damit den Kern dieses Unglücks des Einzelnen nur unvollkommen erfasst.

Auch vorindustriell bestimmten Funktion und finanzielle Gegebenheiten den Status der Menschen. Auch in einem Dorf waren Lehrer, Arzt, Bürgermeister oder Großgrundbesitzer die maßgebenden "Eliten", zu denen man gehören wollte, nach denen man strebte.

Insofern - haben sich die Bewertungskritierien wirklich geändert und ist Fromms Erklärung, dass unsere Gesellschaft aufgebaut auf dem Prinzip, dass das einzige Ziel des Lebens darin bestünde, die immer größere Produktion, ferner auch bekannt als als Konsumption getarnte Kompensation, aufrechtzuerhalten, wirklich das Problem des industriellen Zeitalters oder bestand diese nicht schon immer ein Teil der Zivilisation westlicher Prägung?

Könnte es nicht eher sein, dass, vergleicht man Dorf und Großstadt, kleine Gemeinschaft und Massengesellschaft, die tatsächliche Malaise in der Austauschbarkeit des Eizelnen in einer Massengesellschaft begründet ist?

Einer Austauschbarkeit in jeder Beziehung, egal ob beruflich oder privat, die es immer schwerer macht, sich als Individuum mit einer eigenen Bedeutung zu definieren?

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Danke für diese Gedanken, wirken sie mir für meine Texte im Allgemeinen, aber auch für diesen Text im Konkreten, etwas zu kurz gegriffen. Habe ich doch selbst geschrieben, dass ich die Frage Fromms zur Produktionssteigerung - kurz gesagt - als absurd empfinde und als für mein Empfinden am Leben vorbei. Dass hinter all der "mailaise", die ich - zugegeben - gerne "romantisiere", viel mehr steht als ein bloßes Missverhältnis der Produktionskräfte, geht sowohl aus diesem Text, wie aus jedem meiner anderen Texte mehr als deutlich hervor.

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Wie also würden Sie die Ursachen dieser "Malaise" beschreiben und benennen, die für mich mehr ist, als nur eine Befindlichkeitsstörung, sondern vielmehr eine Grunderkrankung der sogenannten modernen Gesellschaft?

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