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Avatar von Monika Kasper

Danke für Ihre mutigen Worte, Ihre Offenheit, Ihre ehrliche Suche. Ich kenne diese Zustände auch, wo mir alle gescheiten Überlegungen die Welt nicht näher bringen, sondern sie mir im Gegenteil noch fremder werden lassen. Diese Gefühle sind mit zunehmendem Alter stärker geworden (ich bin bald 70). Als ich so jung war wie Sie, waren die Worte der Philosophen, Theoretiker, Dichter noch voller Verheißung. Sie versprachen, mich dereinst mit der Welt und ihrem tiefen Sinn in Verbindung zu bringen, dann nämlich wenn ich soweit gekommen sein werde, sie mit meiner ganzen Existenz zu durchdringen, wenn ich mein Leben durchlebt haben werde. Dieser Zeitpunkt ist immer noch nicht eingetreten, und ich bin ziemlich sicher, dass er nicht kommen wird. Ich glaube eher, dass es Tage gibt, an denen mich die Welt tief berühren kann, so dass ich ihr ganz nahe bin und dann wieder längere Zeiten, in denen sie und auch Gott und der Himmel sowie alles, was dazu gehört, stumm und leer bleiben. Wächst aber vielleicht in dieser Kargheit, in dieser Einsamkeit millimeterweise unser Menschsein in uns heran? Oder vielleicht ist mein eben beschriebenes Verhältnis zur Welt nicht verallgemeinerbar, sondern lediglich durch Traumata bedingt, die ich immer noch nicht heilen konnte. Kennen Sie die spirituelle Psychologin Maria Sanchez? Sie ist durch einen langen Leidensweg, auf dem sie eine emotionale Form der Selbstbegegnung entwickelte, aus einer abwehrenden Haltung und Sichtweise, die in unserer krankmachenden Zivilisation verwurzelt ist, aufgewacht und ist nach ihrer eigenen Aussage im Leben, im Jetzt, angekommen. Ihr Weg der Selbstbegegnung hat sich auch durchwegs bei Ihren Patienten bewährt. Sie wirkt auf mich glaubwürdig. Ich werde diesen Weg in der kommenden Zeit ausprobieren. Wenn es mit ihm nicht klappt, es dauert aber, werde ich mich Theodor Adorno anschließen, der sagt, „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Doch irgendwann muss es doch ein Ende haben mit dem falschen Leben, da und dort nur am Anfang und irgendwann in ferner Zukunft endlich überall.

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Avatar von Keki

Liebe Lilly!

Danke, wie immer für deine wunderschönen Worte. Ich spüre vielen geht es so, sie fühlen sich abgetrennt, aber wissen nicht wovon. Dazu fällt mir Rudolf Steiners Vortag GA177 ein. Es ist dort die Rede von der Trennung unseres Innenwesens von der Körperlichkeit, vom Zerbröckeln der Gegenwardserde und so auch der Zerbröcklung mit allen Geschöpfen, die diese Welt bewohnen. Sie sind alle in der absteigenden Entwicklung.

(Steiner bezog sich auf E.Süss, Das Antlitz der Erde’). Steiner hob hervor, da wir uns in einer abklingenden Entwicklung befinden, kann das, was wir seelenhaft entwickeln, das was wir innerlich sind, nicht mehr in die äussere Leiblichkeit übergehen, so wie früher.

Er meinte das Griechentum hatte noch die Eigentümlichkeit, wo das Seelische in einer völligen Harmonie mit dem Leiblichen war.

Da fühlte der Mensch noch das ätherisch Formhafte, Gestalthafte des Menschen und er brauchte nicht, wie der heutige Mensch, Modelle , weil er IN SICH die Form fühlte.

Es gab somit ein intimes Verhältnis zwischen den Menschen und ihrer Umgebung. Das ist jetzt anders. Steiner meinte trotzdem es sei sehr wichtig das wir diese Phase durchleben, um wieder aufzusteigen.

Viele liebe Grüsse aus Irland!

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